Theorie im Herbst & Winter // Antifeminismus als Einstiegsideologie in extrem rechtes Denken

Vortrag von Maria Skywalker [04.12.2020, 19 Uhr, Streaming-Link für YouTube folgt]

Es hat in den letzten Jahren einen erheblichen Backlash zu traditionellen Rollenmustern gegeben. In Deutschland hängt dies vor allem mit dem Erstarken der „Neuen Rechten“ zusammen. Doch seit geraumer Zeit folgen auf Worte nun auch Taten, wie Anschläge der letzten Jahre verdeutlichen. Hinter einer antifeministischen Ideologie steht auch immer ein Verschwörungsgedanke, der sich überwiegend antisemitischer Codes bedient. Karin Stögner nennt diese Verstrickung „Intersektionalität von Ideologien“. In meinem Beitrag gehe ich noch einen Schritt weiter: Während sich Stögner in ihrer Ausarbeitung auf die Intersektionalität von Sexismus und Antisemitismus bezieht, wird hier ein verschwörungsideologischer Antifeminismus untersucht. Der Beitrag folgt dabei der Annahme, dass Sexismus lediglich eine Diskriminierungsform ist, während hinter Antifeminismus eine Ideologie steht. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dass Frauen nicht per se als Projektionsfläche dienen, sondern im Besonderen eine geheime Elite, die den Feminismus orchestriert. Das Ziel dieser Elite ist es, nicht nur gefügig zu machen, sondern auch deutsche Männer zu „entmannen“, indem Frauen ihnen auf Grund ihrer Emanzipation Sex entziehen. Diese geheime Übermacht kann mit dem Bild des „allmächtigen Juden“ analog gesetzt werden.
Antifeminismus dient somit nicht nur als ein „gesellschaftlicher Kitt“, der Ideologien miteinander vereint und Ressentiments schürt, sondern kann auch als eine Einstiegsideologie in (neu-)rechtes Denken angesehen werden. Während der Recherche wurden verschiedene Artikel der extrem rechten Zeitschrift “Junge Freiheit” analysiert. Gab es vorab überwiegend eine Verschränkung von antisemitischen und antifeministischen Chiffren, fließt ab Januar 2016 auch eine stark rassistische Erzählweise mit hinein. Anhand der Ereignisse in den letzten Jahren wird deutlich, dass die antifeministische Ideologie nicht mehr nur ein Theoriekonstrukt ist, sondern auf Worte Taten folgen, wie die rechtsterroristischen Anschläge gezeigt haben.

Link zu dem Vortrag: https://youtu.be/KQijdb9LxrI

Theorie im Herbst & Winter // Zum Volksbegriff des „Instituts für Staatspolitik“

Vortrag des Kollektiv “IfS dichtmachen”  [10.12.2020, 19 Uhr, Streaming Infos folgen]

In unserem Vortrag möchten wir der Frage nachgehen, wie der Begriff des „Volkes“ in den Publikationen des „Instituts für Staatspolitik“ verhandelt wird. In einem ersten Schritt soll zunächst ein Beitrag von Caroline Sommerfeld auf der Plattform „Sezession im Netz“ analysiert werden. Anhand verschiedener im Verlag „Antaios“ erschienener Publikationen wird im nächsten Schritt untersucht, wie sich die Autor*innen einer völkischen Geschichtsschreibung bedienen. Diese beiden Blickwinkel werden im Anschluss zusammengeführt, um die Frage nach der Konstruktion des Volksbegriffs und deren Funktion zu erörtern.

Theorie im Herbst & Winter // Völkische Männerbünde auf dem Vormarsch? Die Burschenschaften als Elitenschmiede der Neuen Rechten

Vortrag des Antifaschistischen Bildungszentrums und Archivs Göttingen (ABAG)  [18.11.2020, 19 Uhr, Streaming Infos folgen]

Die ersten Burschenschaften entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Kontext der deutschen Nationalbewegung. Gerade diese Typen studentischer Verbindungen verstehen sich aufgrund ihrer historischen Ursprünge als entschieden politische Bünde. Dabei vertraten Burschenschaften spätestens während des Deutschen Kaiserreiches klar völkisch-nationalistische Positionen, zu denen sich vor allem der größte Dachverband unter ihnen – die Deutsche Burschenschaft (DB) – bis heute vehement bekennt. In der jüngeren Vergangenheit befanden sich die burschenschaftlichen Dachverbände noch in einer Krise. Doch mit dem Aufstieg der AfD sehen Burschenschafter nun neue Chancen, ihre politischen Ansichten wieder salonfähig zu machen – und zwar nicht nur in der DB, sondern auch in den vermeintlich gemäßigten Dachverbänden Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB) und Neue Deutsche Burschenschaft (NDB). In dem Vortrag werden zunächst die Besonderheiten von Burschenschaften als bestimmte Verbindungsform sowie ihre geschichtliche Entwicklung skizziert, um in der Folge auf ihre gegenwärtige Verstrickung in der Neuen und extremen Rechten einzugehen.”

Redebeitrag 19.09.2020 // Kundgebung “Erst der Leuchtturm dann das Rittergut – Faschozentren dichtmachen!”

Nachdem wir im März diesen Jahres bei unserem Redebeitrag anlässlich des Flügetreffens auf den grassierenden Antisemitismus in der Neuen Rechten und im Besonderen bei Kubitschek selbst eingegangen sind, wollen wir dieses Mal mit einem anderen Exkurs fortsetzen.

Die “Sommerakademie”, welche hier gerade stattfindet, ist dieses Jahr in sehr unterschiedliche, ablaufende Prozesse eingebettet. So erlosch die von Kubitschek herbeigesehnte “Strahlkraft” des IB-Hauses in Halle, als es im Mai endlich endgültig geräumt wurde. Aber nicht nur in Halle, auch generell scheint die IB in Deutschland in ihren letzten Zügen zu sein. Das sieht auch Götz Kubitschek so, der als Mentor mit Sellner die IB in Deutschland maßgeblich geprägt hat – sie jetzt aber als ein, seiner Aussage nach, gescheitertes Projekt zu den Akten legen muss. [1]

Auch die Beobachtung des IfS durch den Verfassungsschutz seit April diesen Jahres war ein eventueller Einschnitt. Ob eine Einstufung als Verdachtsfall deren Arbeit wirklich erschwert, bleibt abzuwarten. Vor allem als Linke sollte sich aber nicht auf den VS verlassen werden. Weiterhin ist der sogenannte Flügel der AfD, der sich noch im März hier in Schnellroda getroffen hat, nach einer Beobachtung durch die Sicherheitsbehörden zumindest offiziell aufgelöst. [2]

Nicht die ersten und einzigen Kratzer am “Götzenbild”. Bereits 2014 verließ der Mitgründer des IfS und einer der führenden Denker der Neuen Rechten, Karlheinz Weißmann, das selbsternannte Institut sowie die IfS-Zeitschrift “Sezession”. In einem Interview erklärt der nicht weniger problematische Weißmann, dass die dauernden Alleingänge Kubitscheks, seine notorische Unzuverlässigkeit, wenn es um Absprachen ging und die permanente Grenzüberschreitung Gründe für den Bruch waren. [3] Klingt nach viel, nur nicht nach der selbstverordneten Disziplin, die Kubitschek im Dokumentarfilm “Kleine Germanen” von seinen Kindern einfordert. [4]

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Hongkongs neues „Sicherheitsgesetz“

Am 30. Juni 2020 wurde das sogenannte „Sicherheitsgesetz“ ohne Diskussion einstimmig durch den Ständigen Ausschuss des Volkskongresses in Peking (China) verabschiedet. Im Namen der nationalen Sicherheit soll nun gegen vermeintlich subversive, terroristische und separatistische Aktivitäten sowie solche, die als ausländische Einmischung gelten, vorgegangen werden. Dies hat verheerende Konsequenzen. So erhalten Sicherheitsorgane des chinesischen Festlandes in Hongkong mehr Befugnisse. Außerdem wird eine Auslieferung nach China möglich, was die Protestbewegung, die sich ab Juni 2019 formierte, bereits durch das geplante Auslieferungsgesetz befürchtete. Der Mangel an inhaltlicher Transparenz hat schon jetzt zur Folge, dass Demokratie-Aktivist*innen ins Ausland flüchteten, sich die Pro-Demokratie-Partei „Demosisto“ selbst auflöste und Festnahmen aufgrund des „Sicherheitsgesetztes“ durchgeführt wurden.
Der Autonomiestatus von Hongkong wird immer weiter von der chinesischen Zentralregierung beschnitten, was zu einer Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit führt. Das Gesetz erzeugt Verunsicherung, trägt damit zur Eindämmung der Debattenkultur bei und kriminalisiert fast jeglichen Widerstand.  
Mit unserer Plakatreihe wollen wir auf die extreme Beschränkung der Freiheit aufmerksam machen und in diesem Zuge den repressiven und autoritären chinesischen Staat kritisieren und verurteilen. Freiheit ist weder westlich noch östlich, sondern universal! 

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Interview // Punkwerkxxkammer zur Selbstorganisierung von obdachlosen Menschen

Weiterführende Links zur Punkswerkxxkammer: Facebook  // Blog


Hey. Schön, dass es geklappt hat. Wollt ihr euch zu Beginn einmal kurz vorstellen?

Hallo, ja. Wir sind die Punkwerkxxkammer. Wir sind ein Verein, gegründet von betroffenen Obdachlosen im Innenstadtbereich, speziell des Hauptbahnhofs Leipzig, die sich quasi selbst organisiert haben und sich selbst aus der Misere ziehen wollen. Und dabei aber auch Anderen, also auch anderen Betroffenen mithelfen wollen. Also Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist unser großes Ziel.

Wann habt ihr euch gegründet?

Unsere Gründung war am 21.09.2018 und e. V. sind wir jetzt seit dem 15.03.2019.

Anfangs hattet ihr ein anderes Objekt. Wie kam es, dass ihr jetzt hier seid?

Am Anfang hatten wir noch ein Haus auf dem Gelände des Hauptbahnhofs, die G3. Der Eigentümer hatte sich dann mit uns in Verbindung gesetzt und hat uns quasi das hier als Vergleichsobjekt angeboten. Also dass wir dahinten rausgehen. Das Haus sollte umgebaut werden zu einem Kindergarten – so scheiße sind wir dann ja auch nicht – und da haben wir gesagt okay, und dann haben wir von ihm das Objekt bekommen, was auch ihm gehört. Und das jetzt war der Traum. Eine Verbesserung. Nichts gegen unsere heißgeliebte G3, aber wir haben versucht, da ein paar Umbaumaßnahmen zu starten, aber da sollen mal lieber die Profis dran.

Gab es einen bestimmten Anlass für die Gründung der Punkwerkxxkammer?

Ja, wir hatten alle hier oben auf dem Gelände des Bahnhofs gewohnt, und ja, da sieht man ja, was draus geworden ist. Und wir wollten uns nicht einfach so vertreiben lassen. Und man ist als Gruppe natürlich stärker als ein Einzelner und als Verein hat man in Deutschland ja noch ein paar andere Rechte. Und so haben wir uns selbst organisiert und dann mal schauen, was wir reißen können. Immer nur auf der Stelle treten, das bringt ja auch nichts.
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Interview // Lucius Teidelbaum zu Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus

Weiterführende Links zu Lucius Teidelbaum: Literatur // Twitter


Magst du dich kurz vorstellen?

Ja, gern. Mein Name ist Lucius Teidelbaum. Ich bin freier Journalist, Buchautor und Bildungsreferent mit dem Schwerpunkt extreme Rechte. Im Jahr 2013 habe ich im Unrast-Verlag das Buch „Obdachlosenhass und Sozialdarwinismus“ veröffentlicht.
Ich möchte am Anfang nochmal darauf hinweisen, dass ich nie wohnungslos gewesen bin und mir auch nicht anmaße im Namen von Wohnungslosen zu sprechen. Wenn ihr auf die Erfahrungen von Wohnungslosen zugreifen wollt, dann müsst ihr mit ihnen direkt sprechen.

Wie kam es dazu, dass du dich mit dem Thema Obdachlosigkeit und Obdachlosenhass beschäftigst?

Zum einem habe ich in einem Nebenjob immer wieder mit Wohnungslosen und Obdachlosen zu tun. Zum anderen kam das durch meine Beschäftigung mit der extremen Rechten. Mir ist aufgefallen das Wohnungslose und Obdachlose eine Opfergruppe rechter Gewalt sind. Ein Umstand, der nur wenig Aufmerksamkeit erfährt.

Gab es besondere Erlebnisse während deiner Arbeit zu diesem Thema?

Nein, aber ich musste mal als Jugendlicher in Dresden hilflos aus der Entfernung mit ansehen wie drei Jugendliche einen älteren Obdachlosen an einer Haltestelle verhöhnten und ihn mit Bierdosen bekickten. Das hat mich schon damals sehr wütend gemacht.
Außerdem habe ich später im Rahmen eines Praktikums bei einer Beratung für Opfer rechter Gewalt mal versucht einen Obdachlosen, den ich zuvor zufällig in der Bahn getroffen und der mir von einem Angriff berichtet hatte, ausfindig zu machen. Leider ohne Erfolg. Da ist mir aufgegangen, wie schwierig der Umgang mit Gewalt für Obdachlose ist. Schwierige Erreichbarkeit für Unterstützung, das Dauer-beschäftigt-sein mit dem eigenen Überleben (Pennplatz, Essen, Geld, Hygiene etc.) und die Schutzlosigkeit auf der Straße vor Übergriffen.
Daraus wurde dann die Beschäftigung mit dem Thema und schließlich das Buch.

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